Die Trendexpertin und Autorin der New Work Order-Studien Birgit Gebhardt sprach im Rahmen des Breakfast Clubs der New Work Experience (NWX) über die Workspaces of Tomorrow und die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten werden. Dabei stellte sie als Vorschau auf die ORGATEC, die Fachmesse für neues Arbeiten, ihre fünfte New Work Order-Studie „Die Macht des Raums“ vor.
„Wir haben gelernt, dass wir überall arbeiten können, auch wenn Arbeit nicht überall gleich gut gelingt.“ Birgit Gebhardt
Birgit Gebhardt will ihre Zuhörer dafür sensibilisieren, welche Arbeitsumgebungen benötigt werde, um die Mitarbeiter in die Stimmung zu versetzen, die am besten zu der jeweiligen Aufgabe passt und damit beste Voraussetzungen für effizientes und effektives Arbeiten schafft. Die derzeit vorherrschende Büroeinrichtung sieht sie daher ebenso kritisch wie deren meist unreflektierte Nutzung. In einigen Punkten beobachtet sie sogar Rückschritte seit wir getrieben durch eine hohe Zahl an Webmeetings wieder mehr Zeit an den Bildschirmen verbringen. „Wenn wir wüssten, wie wir es anders machen könnten, würde wir uns nicht mehr wie die Lemminge vor den Monitor setzen und uns dort mit Menschen, Texten und Excel-Sheets verbinden und vor uns hinarbeiten“, so Gebhardt. „Dabei kann die Technologie deutlich mehr, als uns vor den Monitor zu fesseln und wir waren durchaus schon einmal weiter mit den agilen Arbeitsformen und den dazu gehörigen Transformationsprozessen.“
Wo funktioniert kreatives Brainstorming am besten?
Am Beispiel kreativer Brainstormings erläutert Gebhardt, dass wir Räume künftig anhand der geplanten Aufgaben konzipieren sollten. So sind laut Gebhardt für Brainstormings digitale Whiteboards und virtuelle Räume nicht die richtige Umgebung. Denn wenn wir uns vor einem Bildschirm fokussieren, bedeutet das auch, dass sich unsere Gedanken fokussieren, und das ist das Gegenteil von dem, worum es bei kreativem Denken geht. Viel besser ist eine Umgebung, die inspiriert, und mit freundlichem, warmtonigem Licht, einer gemütlichen Atmosphäre und einem Blick ins Freie einlädt, die Gedanken schweifen zu lassen.
Das Büro im Wandel
Das Büro befindet sich im Wandel. Aber obwohl wir vielerorts bereits den Zustand der Freiheit der Arbeitsplatzwahl haben, wissen wir immer noch nicht, wo wir am besten arbeiten und welche Umgebung am besten zu unserer jeweiligen Arbeitsaufgabe passt. In einer Arbeitswelt, die sich von Hybrid Work hin zu Adaptive Work, der Anpassungsfähigkeit des Arbeitsplatzes und der Technologie für Kommunikation und Kollaboration, entwickelt, müssen die Nutzer in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken. „Wir haben die ganzen Buzzwords wie „Nutzerzentrierung“, „UX“ und „Employee Experience“ bereits, aber wir haben sie noch nicht ausgefüllt mit Ideen, was das konkret bedeutet.“, so die Trendexpertin.
Das neue Selbstverständnis als Gastgeber
In einem ist sich Gebhardt sicher: Unternehmen benötigen ein neues Selbstverständnis. Das Büro als Begegnungsort zu begreifen, wird nicht ausreichen. Die Rolle des Arbeitgebers wird künftig die eines Gastgebers sein, der seinen Mitarbeitern Räume mit hoher Aufenthaltsqualität zur Verfügung stellt. Raum ist dabei alles, was uns umgibt, und auch das, was wir nicht sehen. Also alles, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können. „Wir müssen nicht ins Metaverse abtauchen. Auch so leben wir schon in verschiedenen Räumen und machen unterschiedliche Erfahrungen. Wenn wir Arbeitsräume als Lernwelten begreifen und uns ihrer Möglichkeiten bedienen, kann Raum weiter attraktiv bleiben“, beruhigt die Trendexpertin alle, die fürchten, dass die Mitarbeiter dauerhaft im Homeoffice und damit auf Distanz bleiben könnten. Mitarbeiter kommen dann wieder ins Büro, wenn sie der dort vorhandene Arbeitsraum weiterbringt und sie dort bessere Möglichkeiten haben, effizient zu arbeiten, als in anderen Räumen. Gleichzeitig können Unternehmen wie Beschäftigte von den technischen Entwicklungen profitieren. Dass Arbeitstools immer mehr zum Menschen wandern, mobil und tragbar werden, rückt Mitarbeiter weiter in den Mittelpunkt und gibt Unternehmen die Möglichkeit, mit Räumen zu spielen und Gegenentwürfe zu den virtuellen Welten zu entwickeln. Dabei werden urbane Qualitäten und die Übernahme von Analogien aus Innenstädten für die Zukunftsfähigkeit des Büros wichtig sein.
Das Büro als Bühne
Wenn wir noch weiter in die Zukunft denken, dann werden wir das Büro vermutlich als Bühne begreifen. Als einen Raum, in dem sich Mitarbeiter ausprobieren können, aber die Geländer den groben Rahmen für die Zielerreichung und das Tagwerk vorgeben, mit all den Möglichkeiten, die Räume hierfür bieten.
Das Bedürfnis nach einer Bühne begann mit den Town Hall Meetings, wo sich CEOs zu Zielen committen und den Fragen ihrer Belegschaft stellen. Die Bühnenpräsenz sorgt für Nahbarkeit wie Überhöhung gleichermaßen. Theatermotive wie Arenen und Freitreppen finden in Büroinnenräumen vielfältige Verwendung. Mal verwandeln sie ein Café in einen Marktplatz mit interessanter Topografie, mal bieten sie den Mitarbeitenden ihre Bühne: Wo die Transformation verlangt, dass wir uns permanent in neuen Rollen ausprobieren, findet sich mit der Probebühne der Resonanzraum, um sich gemeinsam an Neues heranzuwagen. Die Bühne schafft Flexibilität und Sichtbarkeit: Sie ermuntert zu „freien Stücken“, indem sie die Akteure ins Licht setzt.
Auszug aus der New Work Order Studie „Die Macht des Raums“