Der Wellbeing-Faktor von Büros rückt zunehmend in den Fokus. Unternehmen treibt die Frage um, wie das Büro zu einem attraktiven, alle einschließenden und unterstützenden Arbeitsort gestaltet werden kann. Denn: Work-Life-Blending, die digitale Transformation und hybride Arbeitsmodelle haben zu einer stärkeren kognitiven und psychischen Belastung von Mitarbeitern geführt. Neue Technologien sowie der permanente Wandel von Arbeitsaufgaben und Arbeitsmitteln können Stress, Erschöpfung und Burnout auslösen. Hier gilt es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegenzusteuern und die Raumgestaltung kann dazu einen Beitrag leisten.
Das Büro als vitaler, identitätsstiftender Ort
Ein wichtiger Baustein, um für mehr Wohlbefinden im Arbeitsalltag zu sorgen, ist es, Büros zu schaffen, die Menschen darin unterstützen, ihr Bestes zu geben. Laut den Untersuchungen des Steelcase WorkSpace Futures Teams haben physische Arbeitsorte das Potenzial, Mitarbeiterverhalten positiv zu beeinflussen und das Wohlbefinden zu fördern. Dafür muss sich das Raumdesign aber auf die unterschiedlichen Aspekte des Wohlbefindens auswirken. Konkret sind das Arbeitsplätze, die die Unternehmenskultur, Personalstrategien sowie die Umweltbelange berücksichtigen und die alle Sinne der Angestellten ansprechen. Hier gibt es laut Umfrage derzeit aber nach wie vor eine Diskrepanz zwischen Bedarf und tatsächlichem Angebot.
Privatsphäre
95 % der Mitarbeiter verlangen nach Bereichen für vertrauliche Gespräche.
Doch für mehr als 40 % gibt es diese Orte nicht.
Konzentration
Für 95 % der Mitarbeiter ist der Zugang zu Bereichen für konzentriertes Arbeiten wichtig.
Gleichzeitig geben 41 % an, dass ihnen kein solcher Ort zur Verfügung steht.
Umgebungsfaktoren
50 % der Mitarbeiter geben an, dass sie über keine angenehme Aussicht ins Freie verfügen.
40 % sagen, dass sie kein Tageslicht sehen.
Mehr als 30 % klagen über eine schlechte Luftqualität.
Pausen
91 % der Teilnehmer sagen, dass sie Bereiche zum Regenerieren brauchen.
Dennoch stehen mehr als der Hälfte (51 %) keine derartigen Orte am Arbeitsplatz zur Verfügung.
Quelle: Steelcase
Sinnesräume gestalten
Im Rahmen des IBA Forum-Programms zur ORGATEC 2022 sprach Philippe Paré, Principal und Managing Director von Gensler Paris, über die verschiedenen Aspekte des Wohlbefindens, die sowohl für die innenarchitektonische Gestaltung der Büroräume als auch für die Unternehmenskultur selbst wesentlich sind. So berücksichtigt er bei der Entwicklung von Raumkonzepten die jeweilige Unternehmenskultur, die Menschen in einer Organisation und die Unternehmenswerte. Dabei muss Raumdesign immer inklusiv sein und angenehmes Arbeiten und produktive Arbeitsplätze unterstützen. Wenn Arbeitsplätze so zu „Sinnesräumen“ werden, in denen sich Menschen physisch und psychisch wohlfühlen, ist eine wichtige Basis für Produktivität und Kreativität gelegt.
Paré stellte in seinem Vortrag dazu ein Mapping-Modell vor, an dem sich künftige Gestaltungsprozesse orientieren können:
- Emotional: Durch das Schaffen von unterschiedlichen Arbeitsbereichen (Stichwort: intelligente Zonierung) gibt es Rückzugsorte, an denen konzentriert und vertraulich gearbeitet werden kann, und Räume für Meetings oder Teamwork, bei denen es lauter zugeht.
- Physisch: Akustik, Beleuchtung und Temperatur können individuell eingestellt werden.
- Umgebung: Arbeitsräume werden flexibler und können Elemente anderer Raumkonzepte aufgreifen, zum Beispiel von einer Bibliothek oder einem Café, sich nach außen öffnen oder die Natur buchstäblich in den Raum holen.
- Purpose: Die Vision und Mission eines Unternehmens werden gestalterisch umgesetzt, jeder Raum unterstreicht diese optisch.
- Organisatorisch: Zentrale Unternehmenswerte werden gezielt mit den Talenten verknüpft, die innerhalb der Organisation gesucht und meist auch gefunden werden.
- Professionell: Es wird ein Umfeld geschaffen, das das Erlernen neuer Soft- und Hard-Skills ermöglicht.
- Intellektuell: Für Impulse sorgen Räume für gemeinsame Aktivitäten und kreativen Austausch.
- Sozial: Alle Räume sollen so gestaltet werden, dass sie die Unternehmenskultur erlebbar machen.
Berücksichtigt man diese Aspekte, hat das positive Effekte in zwei Richtungen: nach innen, weil sich die Mitarbeiter wohl- und wertgeschätzt fühlen, was sich positiv auf ihre mentale Gesundheit auswirken kann. Und nach außen, weil es Unternehmen ermöglicht, Raumgestaltung weiter zu denken und nicht nur auf das eigene Gebäude zu beschränken, sondern sich auch dem Ort zu öffnen, an dem sie ansässig sind.