Im Auftrag der Initiative „Bewegung im Büro“ wurden die Leser des Blogs OFFICE ROXX gefragt, wie bewegt ihre Büroarbeit im Homeoffice bzw. im Firmenbüro ist. Es war bereits die dritte Umfrage dieser Art. Sie liefert erneut interessante Einblicke in das Bewegungsverhalten von Office-Workern.
Die Ergebnisse der Leserumfragen „Bewegung im Büro“ im 2021 und 2022 waren alarmierend: Knapp zwei Drittel bewegten sich im Homeoffice noch weniger als im Büro, wo körperliche Aktivität ohnehin schon selten ist. Ob sich die Situation verbessert oder sogar verschlechtert hat? Dazu wurden die OFFICE-ROXX-Leser auch 2023 befragt.
Ein schlechtes Zeugnis für die Bewegung im Alltag
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass der Wunsch nach mehr körperlicher Bewegung weiterhin stark ausgeprägt ist. Die Befragten vergaben im Durchschnitt die Schulnote 3,4 auf die Frage, ob sie sich nach eigenem Empfinden generell ausreichend bewegen. Mit der gleichen Note bewerteten sie die Zufriedenheit mit dem Anteil der Bewegung in ihrem Leben. 2022 gab es hier die Schulnoten 3,4 und 3,5, 2021 3,5 und 3,5. Die Office-Worker bleiben also im Bereich von befriedigend bis mangelhaft – ein weiterhin schlechtes Zeugnis für die Bewegung der Bürobeschäftigten im Allgemeinen.
Immer noch weniger Bewegung im Homeoffice?
Nach den Jahren der Coronabeschränkungen kommen wieder mehr Mitarbeitende ins Büro. Der Anteil der Heimarbeit ist im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gesunken und liegt nun im Schnitt bei 42 Prozent der Arbeitszeit (2022: 44 Prozent, 2021: 62 Prozent).
Doch wird sich an einem Arbeitstag im Homeoffice mehr oder weniger bewegt als an einem Tag im Firmenbüro? Die Antwort bleibt dieselbe wie in den Vorjahren: Weniger! 61 Prozent bewegen sich in den heimischen vier Arbeitswänden weniger, 39 Prozent mehr als im Firmenbüro – jeweils genauso viel wie 2022.
„Es bleibt also dabei: Zwei von drei Bürobeschäftigten bewegen sich im Homeoffice weiterhin weniger als im Corporate Office. Das ist bereits deshalb alarmierend, weil schon im Corporate Office fast nur noch Augen und Finger bewegt werden“, kommentiert Dr. Robert Nehring, Sprecher der Initiative „Bewegung im Büro“, das Ergebnis.
Der Haltungsmix: Das Homeoffice holt auf
Die Expertenempfehlung für einen ausgewogenen Haltungsmix bei der Büroarbeit lautet: 60 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen und zehn Prozent Gehen. Wie bereits im Vorjahr dominieren im Homeoffice die sitzenden Tätigkeiten: Im Schnitt werden 71 Prozent (2022: 75 Prozent, 2021: 73 Prozent) der Arbeitszeit gesessen. 21 Prozent (2022: zehn Prozent, 2021: elf Prozent) wird gestanden und acht Prozent (2022: fünf Prozent, 2021: sieben Prozent) mit Gehen verbracht.
Im Büro hingegen ist der Anteil von Sitzen, Stehen und Gehen etwas ausgewogener: 63 – 19 – 18 Prozent. 2022: 64 – 18 – 18 Prozent. 2021: 65 – 18 – neun Prozent.
Sowohl im Büro als auch im Homeoffice wird also noch immer zu viel gesessen. Für Robert Nehring zeigt sich trotz des Lichtblicks im Homeoffice weiterhin viel Luft nach oben: „Der Haltungsmix der Daheim-Arbeitenden hat sich zu 2022 verbessert. Es wird erfreulicherweise im Schnitt doppelt so lange gestanden wie im Vorjahr. Insgesamt fällt der Mix dort jedoch weiterhin deutlich schlechter aus als im Firmenbüro.“
Firmenbüros bleiben bewegungsfördernder ausgestattet
Die Umfragen der vergangenen Jahre ließen den Schluss zu, dass der Bewegungsmangel auch auf die Ausstattung im Büro und daheim zurückzuführen ist. 2023 wird dies offenbar bestätigt. Die ergonomische und bewegungsfördernde Ausstattung der Arbeitsplätze wurde von den Umfrageteilnehmenden in diesem Jahr so bewertet:
• Der Homeoffice-Arbeitsplatz erhielt im Schnitt die Schulnote 3,7 (2022: 3,9, 2021: 3,7).
• Der Arbeitsplatz im Büro durchschnittlich 3,1 (2022: 2,9, 2021: 3,3).
Hier ist kaum eine Veränderung auszumachen. Vielleicht sind mit einer besseren Ausstattung aber auch die Ansprüche gestiegen.
Von „Rücken“ und weiteren Beschwerden
Eine beträchtliche Anzahl der Befragten gab an, bereits Beschwerden aufgrund zu langen Sitzens am Arbeitsplatz gehabt zu haben. Dies waren: Rückenschmerzen (74 Prozent), Kopfschmerzen (39 Prozent), Nackenschmerzen (34 Prozent) und Muskelverspannungen (29 Prozent). Zudem beklagten acht Prozent der Befragten „steife Gelenke“ oder andere Symptome (17 Prozent). Es waren Mehrfachnennungen möglich. Frei von Beschwerden arbeiten gerade einmal neun Prozent der befragten Bürobeschäftigten.
Fazit: Trotz Lichtblicken bleibt hoher Handlungsbedarf
Die Umfrage von 2023 hat gezeigt, dass sich bei der Büroarbeit hierzulande noch immer zu wenig bewegt wird, sowohl im Corporate Office als auch im Homeoffice. Weiterhin bewegen sich zwei von drei Bürobeschäftigten bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden weniger als im Firmenbüro. Hier herrscht also noch größerer Bewegungsmangel. Da bei den Home-Workern auch der Weg zur Arbeit entfällt, sollten sie dringend für Ausgleich sorgen, etwa durch mehr Haltungswechsel, Spaziergänge, Sport. Erfreulich ist, dass sich der Anteil der im Stehen verbrachten Arbeitszeit zu Hause verdoppelt hat. Offenbar setzt sich der Sitz-Steh-Tisch auch zunehmend im Homeoffice durch.
„Wie hoch der Handlungsbedarf in Bezug auf den Bewegungsmangel bleibt, zeigt, dass nur neun Prozent der befragten Bürobeschäftigten frei von körperlichen Beschwerden durch ihre überwiegend sitzende Tätigkeit sind“, resümiert Nehring, zugleich Chefredakteur von OFFICE ROXX. „Drei Viertel der Befragten hatten aufgrund dieser bereits ‚Rücken‘. In der Pflicht bleiben hier die Arbeitgeber. Aber auch die Arbeitnehmer, denn letztlich ist es ihr Rücken, der schmerzt.“