Wir sind „Gewohnheitstiere“, deren Verhalten weitestgehend vom Unterbewusstsein geprägt ist – und vom angeborenen Kaloriensparen (um das böse Wort Faulheit zu vermeiden). Das eine hat mit Routinen, Erlerntem und sozialen Konventionen zu tun, das andere mit unserem Urinstinkt, Reserven für den Überlebenskampf vorzuhalten. Dass wir heute unsere Brötchen verdienen können, ohne mehr zu bewegen als unsere Finger zur Bedienung der Digitaltechnik, ist in unseren Stoffwechselprozessen nicht vorgesehen – ebenso wenig wie das überreiche Nahrungsangebot. Gleichzeitig steigen die mentalen Belastungen durch Verdichtung der Arbeitsprozesse, permanente Erreichbarkeit und mediale Reizüberflutung. Arbeitsplatzqualität, Bewegungsräume, Spielregeln und soziale Kontrollmechanismen – was im Büro ganz automatisch wirkt, muss bei der mobilen Büroarbeit bewusst erlernt werden.
1. Auch zuhause „zur Arbeit gehen“
Um zuhause vom privaten Freizeitmodus in den beruflichen Arbeitsmodus umschalten zu können, sind die gleichen Rituale und Routinen hilfreich wie im normalen Arbeitsalltag: zu den gewohnten Uhrzeiten aufstehen, sich wie für das Büro ankleiden und einmal um den Block laufen, bevor es an die Homeofficearbeit geht. Dieser „Weg zur Arbeit“ verschafft die dringend nötige Bewegung an der frischen Luft und erleichtert als Zwischenzeit den Rollenwechsel. „Mein Anzug ist mein Büro“, soll einst ein erfolgreicher Architekt und passionierter Heimarbeiter gesagt haben.
2. Symbolische Umwidmungen
Woher sollen die anderen zuhause wissen, dass der Ess- oder Küchentisch plötzlich als Arbeitsplatz genutzt wird? Dass am Mobiltelefon nicht Freund- oder Verwandtschaft, sondern Kundenkontakte gepflegt werden? Und dass am Laptop konzentrierte Arbeit angesagt ist statt Internetsurfen? Soll Wohnraum zum temporären Büro mutieren, braucht es daher klare Symbole.
Das kann beispielsweise ein abschirmender, faltbarer Aufsatz sein, der die Konzentration erleichtert, Blendfreiheit sicherstellt, vor unerwünschten Einblicken schützt und möglichst auch akustisch wirksam ist. Damit kann dann sogar auf dem Terrassentisch gearbeitet werden. Besonders clever sind Modelle, die nach vorne gekippt auch als Stehpultaufsatz dienen können, um den gesunden Haltungswechsel zu fördern. Als Abschlussritual wird der Aufsatz nach getaner Arbeit wieder zusammengefaltet, im Kleidersack verstaut und an der Garderobe aufgehängt.
3. Mediennutzung und Arbeitszeiten regeln
Wer sich im Büro sehen kann, entwickelt ein Gefühl dafür, wann jemand wie ansprechbar ist. Vieles lässt sich dadurch schnell und informell klären. Im Homeoffice muss dagegen jede Kommunikationsform geplant sein. Deshalb ist es wichtig, untereinander Regeln für die Kommunikationswege sowie die Arbeits- und Erreichbarkeitszeiten zu vereinbaren. In welchen Fällen ist eine E‑Mail richtig, wann ein Chat, wann eine Video-Konferenz, wann ein Telefonat oder vielleicht auch eine SMS? Festgelegte Zeiten sorgen nicht nur beim Home-Worker selbst für Struktur und entspanntes Arbeiten, sie machen auch für MitbewohnerInnen kalkulierbar, wann der Privat- und Freizeitmodus wieder möglich ist.
4. Bewegung fängt beim Sitzen an
Sich ausreichend zu bewegen, ist bereits im Büro schwierig. Weil zuhause die Wege zu Küche und Toilette kurz sind und der Bewegungsraum komplett auf Bildschirm, Tastatur und Maus reduziert ist, braucht es zusätzliche Bewegungsimpulse beim Sitzen. Ein guter Bürostuhl für dynamisches Sitzen ist auf Dauer ein Muss! Bei dreidimensional beweglichen Bürostühlen reichen bereits kleine, unbewusste Gewichtsverlagerungen, um ganz automatisch die Gelenke gängig zu halten, die Muskeln zu versorgen und das Gehirn zu stimulieren.
5. Pausen einhalten
Feste Pausenzeiten sind genauso wichtig wie die Arbeitszeitregelungen. Weil Raumwechsel bei Meetings und die gemeinsame Pause mit anderen fehlen, ist gerade im Home Office ist das Risiko groß, stundenlang am Rechner festzusitzen. Forschungen zeigen, dass Erholung nur im Wechsel zwischen Be- und Entlastung von Körper und Geist möglich ist. Der Kopf muss also zwischendurch abschalten, der Körper umgekehrt aktiviert werden. Spazierengehen an der frischen Luft wirkt hier Wunder – und wenn das nicht möglich ist, dann sorgt ein Bewegungshocker für Aktivpausen, in denen die Hüfte kreisen und die Phantasie fliegen kann. Der macht Spaß und findet in der kleinsten Ecke Platz.