In dem Artikel stellt die C.ebra-Redaktion das Guidebook „Giftfreies Büro“ des Baltic Environmental Forums (BEF) vor. Darin finden sich eine Fülle von Hintergrundinformationen und Tipps für die Ausstattung eines gesunden Arbeitsplatzes. Der gemeinnützige Verein BEF wiederum ist Teil eines internationalen Netzwerks, das besonders den Schutz der Ostsee in den Fokus stellt.
Gefährliche Chemikalien im Büro? Ein Thema, das nach Einschätzung des deutschen Büros des BEF noch viel zu wenig Beachtung findet. Heute gebe es zwar eine Vielzahl von Tipps für das richtige Sitzen im Büro oder die richtige Beleuchtung, doch zum Thema Chemikalien sowie deren direkte und indirekte Auswirkungen auf den Menschen, lägen zu wenige Informationen in zusammengefasster Form vor. Das BEF hat daher ein Handbuch aufgelegt und darin verfügbare Informationen aus öffentlichen Quellen gesammelt – darunter etwa die Ärzte-Zeitung, das Bundesamt für Risikobewertung oder das Umweltbundesamt. Empfehlungen gibt es nicht nur für die Beschaffung von Büroartikeln sondern auch für Aspekte wie Bodenbeläge und Büroküche.
Jeder Dritte leidet an einer Allergie
Generell gilt beim Thema rund um Gifte in der Umwelt und im menschlichen Körper: Es gibt viele offene Fragen und selten eindeutige Aussagen á la „Chemikalie X in einer Menge von Y führt zu Wirkung Z“. Denn in der Realität werden wir oft mit einem komplexen „Chemikalien-Cocktail“ aus einer Vielzahl von Stoffen konfrontiert. Zudem reagieren verschiedene Menschen eben auch unterschiedlich. Aktuellen Studien zufolge leidet heute allerdings jeder dritte Deutsche an einer Allergie und weltweit sind allergische Erkrankungen auf dem Vormarsch. Auch das Vorkommen von Krebs und Diabetes-II soll im Zusammenhang mit Chemikalien stehen.
Täglich rund 40.000 neue chemische Verbindungen
Der Schluss, dass daran auch (neue) chemische Verbindungen schuld sein können, liegt also nahe. Zumal es täglich rund 40.000 neue chemische Verbindungen gibt, die in Laboren weltweit kreiert und beim Chemical Abstracts Service der American Chemical Society registriert werden. Wenn auch nicht alle davon im industriellen Maßstab Verbreitung finden, dürfte doch insgesamt die stattliche Summe von rund 100.000 Chemikalien zusammenkommen, die heute in der Industrie Verwendung finden.
Problematische Chemikalien im Büro
Und ein Teil von ihnen umgibt uns auch tagtäglich im Büro. Einige Beispiele: Formaldehyd in Klebstoffen und Reinigungsmitteln, bromierte und chlorierte Flammschutzmittel in elektronischen Geräten und Möbeln, PVC in Ordnern aus Kunststoff und Radiergummis. Das BEF-Handbuch listet hier eine ganze Reihe von problematischen Chemikalien auf und benennt, wo sie im Büro auftreten und für welche gesundheitlichen Probleme sie verantwortlich sein können.
Recht hinkt hinterher
„Da ständig neue Chemikalien entwickelt werden, hinken sowohl nationales Recht als auch EU-Recht derzeit hinterher, wenn es um den Schutz der Bürger vor dem Kontakt mit schädlichen Substanzen geht“, so Fee Widderich vom BEF, eine der Autorinnen des Handbuchs. So gebe es zwar für viele Schadstoffe entsprechende Grenzwerte und Verbote, doch der Umfang dieser Regulierungen sei nicht immer ausreichend und schließe nicht alle kritischen Chemikalien ein.
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Keine Regelungen für viele Arbeitsplätze
In der Gefahrstoffverordnung beispielsweise werden Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) für den Bereich der Innenraumluft und der Biologische Grenzwert (BGW) für den Bereich der Arbeitsumgebung näher erläutert. Die Grenzwerte gelten jedoch nur für den bestimmungsgemäßen Umgang mit Gefahrstoffen beispielsweise in Produktionsstätten. Für Arbeitsplätze in Gebäuden (Innenraumarbeitsplätze, wie z. B. Bürobereiche), die hinsichtlich der Luftbelastung nicht den Regelungen des Gefahrstoffgesetzes (insbesondere zu Arbeitsplatzgrenzwerten) unterliegen, gibt es jedoch keine umfassende rechtsverbindliche Regelung. Vor diesem Hintergrund empfiehlt das BEF-Handbuch Vorsorge und das Vermeiden kritischer Chemikalien mit fraglichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
Das Handbuch „Giftfreies Büro – Schritt für Schritt zu einem gesunden Arbeitsplatz“ gibt es als kostenloses Download: https://t1p.de/f8aat