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Leadership in der Dauerkrise? Transformation ins
New Normal

Fundstücke der NWX22

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IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
5 Minuten

Die Panel-Diskussion auf der New Work Experience im Juni 2022 zwischen Insa Klasing, Co-CEO und Gründerin von TheNextWe, und Dr. Bibi Hahn, Co-CEO der Unternehmensberatung Kienbaum, befasste sich mit Führung in Zeiten des Wandels und der Frage, welche Eigenschaften Führungskräfte benötigen, um die gegenwärtigen Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Führung ist schwieriger denn je: Corona-Pandemie, politische Krisen, Fachkräftemangel und das Phänomen der Great Resignation (des Trends, dass Arbeitnehmer in großer Zahl freiwillig ihren Job aufgeben) machen Leadership heute schwieriger. Für manch eine Führungskraft mag sich das wie eine Identitätskrise anfühlen. Insa Klasing zitiert dazu die Sängerin Vivian Green:
„It is not about waiting for the storm to pass, it’s about learning to dance in the rain.“

Klasing ist davon überzeugt, dass ein anderes Mindset und eine andere Bewertung der Umstände Teams gut durch Krisenzeiten navigieren können.

Fünf Eigenschaften zur Bewältigung von Krisen

Die beiden Co-CEOs identifizierten folgende fünf Eigenschaften, mit denen Führung auch in Krisenzeiten gelingen kann:

  • Zuversicht. Dass Führungskräfte Zuversicht im Sinne von Stabilität ausstrahlen, ist Mitarbeitern wichtig. Sich auf eine Bühne zu stellen und zu unterschiedlichen Mitarbeitergruppen zu sprechen – egal ob vor einem physisch oder einem nur virtuell anwesenden Publikum –, kann Ängste nehmen.
  • Wertschätzung. Eine gute Kommunikation zu pflegen und die Leistung von Mitarbeitern an einen Wertbeitrag rückzukoppeln ist eine wichtige Eigenschaft von Führungskräften in Krisenzeiten. Erfolge zu feiern ebenso.
  • Klarheit. Fokussiert zu sein und Dinge klar auf den Punkt zu bringen lässt Führungskräfte in Krisenzeiten überzeugender wirken. Viele Mitarbeiter möchten einfach nur wissen, was ihr Job ist und woran sie gemessen werden. Hier wird das Mindset „All you need is less“ benötigt.
  • Vertrauen. Der Aufbau persönlicher Beziehungen und mehr Zeit für den einzelnen Mitarbeiter zu haben ist eine weitere Zutat erfolgreicher Führung. Aus dem Zeitalter der Kundenzentrierung (UX) in das Zeitalter der Mitarbeiterzentrierung (EX) einzutreten kann ein Erfolgshebel sein, da Employee Experience künftig an Bedeutung gewinnen wird.
  • Verletzlichkeit. In Zeiten der Überforderung andere um Rat zu fragen wird von vielen Mitarbeitern als Stärke bewertet. Gerade auch Führungskräfte sollten sich verletzlich zeigen.
Insa Klasing, Co-CEO und Gründerin von TheNextWe
Insa Klasing, Co-CEO und Gründerin von TheNextWe
Dr. Bibi Hahn, Co-CEO der Unternehmensberatung Kienbaum
Dr. Bibi Hahn, Co-CEO der Unternehmensberatung Kienbaum

Mit Unternehmenskultur der Great Resignation vorbeugen

Dr. Bibi Hahn zitierte aktuelle Studien, nach denen jeder Zehnte täglich darüber nachdenkt, den Job zu wechseln. 84 % der Arbeitnehmer denken ab und zu darüber nach, 11 % haben im letzten Jahr tatsächlich ihren Job gewechselt. Und laut einer Gallup-Studie will jeder Vierte in diesem Jahr noch seinen Job wechseln. Für Bibi Hahn und Insa Klasing hat sich die Great Resignation in Deutschland zu einer Kündigungswelle ausgewachsen. Um Top-Talente in Unternehmen zu halten, ist eine Neuausrichtung der Unternehmenskultur vonnöten. Hahn bringt das auf die Formel: Sie sprechen lassen, sie gehen lassen und sie machen lassen. Sich im Dialog ein Bild über seine Mitarbeiter zu machen, ermöglicht es, ihre individuellen Bedürfnisse besser zu verstehen. Wenn Mitarbeiter kündigen, sie wertschätzend gehen lassen – das sendet positive Signale in das Unternehmen aus. Bestehenden Mitarbeitern mehr Freiheit zu geben, ihre Aufgaben selbstständig zu lösen steigert Motivation und Mitarbeiterbindung.

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Die Vorzüge von Dual-Leadership-Systemen

Klasing und Hahn übernehmen beide als Co-CEO Geschäftsführungsaufgaben als Teil einer Doppelspitze. Dass Führungstandems positiv von den Mitarbeitern bewertet werden, sehen sie neben der Tatsache, dass sich die zwei an der Spitze in ihren persönlichen Stärken ergänzen können, als Erfolgshebel für das Dual-Leadership-System an. Die Doppelspitze bei Kienbaum funktioniert dabei nach folgenden Prinzipien: geteilte Vision, intensive Kommunikation, Daily Catch-ups, Einigkeit in wichtigen Entscheidungen, gegenseitige Vertretung gegenüber Kunden und Mitarbeitern sowie eine Aufgabenverteilung gemäß den persönlichen Stärken.

Ein neues Mindset, ein anderes Führungsverständnis und innovative Führungsmodelle, so das Fazit der beiden Co-CEOs, können helfen, gegenwärtigen Problemen erfolgreich zu begegnen und gestärkt aus Krisen hervorzugehen. Der positive Nebeneffekt: zufriedenere Mitarbeiter und eine Verlangsamung des Trends zur Great Resignation.

Insa Klasing ist Co-CEO und Gründerin des Start-ups TheNextWe, das sie gemeinsam mit ihrem Bruder führt und mit dem sie mehrwöchige digitale Coaching-Programme anbietet. Sie studierte Volkswirtschaft, Politik und Philosophie in Oxford, hält diverse Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsmandate bei Unternehmen im In- und Ausland und wurde 2017 vom World Economic Forum in Davos zum Young Global Leader ernannt.

Dr. Bibi Hahn, Co-CEO bei der Unternehmensberatung Kienbaum, verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung mit der HR‑, Organisations- und Executive-Search-Beratung. Die Betriebswirtin, die ihre Promotion an der Hochschule St. Gallen erworben hat, bildet die Führungsspitze gemeinsam mit Fabian Kienbaum.

Titelbild: https://unsplash.com/@ante_kante

Der gesamte Vortrag wird von der NEW WORK SE unter diesem Link zum Nachhören bereitgestellt.