Die beiden letzten Jahre waren auch für die Büroeinrichtungsbranche turbulent. OFFICE ROXX sprach mit Helmut Link, Geschäftsführender Gesellschafter des Büromöbelproduzenten Interstuhl und Vorstandsvorsitzender des IBA, über anstehende Themen.
OFFICE ROXX: Herr Link, wie stellen Sie sich Büros im Jahre 2030 vor?
Helmut Link: Die Zukunft des Büros ist dynamisch. Es wird noch flexibler, hybrider, digitaler. Die Büros werden zu Begegnungszonen, die einerseits für Kundentermine zur Verfügung stehen, andererseits Teams die kreative Zusammenarbeit in Projekten ermöglichen sollen. Es ist und bleibt spannend.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Büroarbeit?
Wir stehen mal wieder am Anfang: Erst jetzt werden die neuen Bürokonzepte zunehmend umgesetzt. Nun können wir die Chance ergreifen, die für uns seit Jahren wichtigen Themen der Bürokultur in den Unternehmen zu verankern.
Auf wie viel Zuwachs kann sich die Büromöbelbranche aufgrund der Etablierung des Homeoffice freuen?
Die Professionalisierung des Arbeitens zu Hause bietet uns eine große Chance, vor allem ergonomische Stühle oder auch spezielle Tische und Akustiklösungen anzubieten. Das Marktvolumen ist aber schwer einzuschätzen.
Was gehört für Sie zu den größten Fehlern der Büroeinrichtungsbranche?
Das Konzept der Zellenbüros oder auch die geschlossenen Cubes. Wände und Flure hindern uns daran, das zu tun, was wir am besten können – miteinander arbeiten.
Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Wie setzen Sie es bei Interstuhl um?
Wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökonomisches, ökologisches und soziales Umfeld hinterlassen. Und diese Überzeugung ist nicht neu. Bereits 1993 wurde Interstuhl nach DIN EN ISO 9001 zertifiziert. 1994 wurden wir für herausragende Leistungen bei der Förderung des betrieblichen Umweltschutzes und der umweltorientierten Unternehmensführung ausgezeichnet. 2010 und 2016 erhielten wir den Umweltpreis vom Umweltministerium Baden-Württemberg. Wir sind mit unseren Produkten Vorreiter bei der Zertifizierung mit dem Blauen Engel. Interstuhl konnte 2021 auch seine Level3-Zertifizierung des FEMB-Standards auf 20 Kollektionen erweitern. Deutlich mehr zu tun, als dies Gesetze fordern, ist für uns ein Maßstab nachhaltigen Unternehmertums.
Was halten Sie von New Work?
Die New-Work-Bewegung wurde in den 1970er-Jahren von Frithjof Bergmann begründet. Seine Auseinandersetzung mit dem Sozialismus und Kapitalismus führte zu der Idee, ein Gegenmodell zu entwickeln, die Bewegung der „Neuen Arbeit“. Seit Jahren beschäftigen wir uns mit vielerlei Konzepten, die in das Thema New Work eingebettet sind, zum Beispiel Büronomaden, Coworking, Agile Working, Crowdworking, temporäre Arbeitsplätze etc. Und wir in unserer Branche sind damit beschäftigt, die hierzu passenden Raumkonzepte/Arbeitsumgebungen zu entwickeln und bereitzustellen.
Was raten Sie der Generation Y?
Das ist die erste Generation, die mit der digitalen Technik aufgewachsen ist. Die sogenannten Digital Natives sind sehr technik- und internetaffin. Diese Generation besitzt einen akademischen Hintergrund und ein hohes Bildungsniveau. Somit zählen sie zu den High Potentials auf dem Arbeitsmarkt und sind gesuchte Leute. Sie müssen aber auch mehr denn je schnellere Technologiesprünge mitmachen und deshalb rate ich dieser Generation, technisch immer am Ball zu bleiben, neugierig zu sein, vor allem auch Sprachen zu lernen. Sie sollte aber auch nicht vergessen, sich mit Menschen zu befassen und auseinanderzusetzen.
Wie ist es um die Zukunft des Fachhandels bestellt?
Der Fachhandel wird zunehmend spezialisierter, Service-orientierter, total vernetzt. Wir freuen uns auf eine weitere gute Zusammenarbeit.
Werden Büromöbel eines Tages häufiger gemietet als gekauft?
Ja.
Werden Büroimmobilien eines Tages vorwiegend möbliert vermietet?
Nein.
VIELEN DANK.