Bei der von dem Berater und Journalisten Thorsten Giersch moderierten Panel-Diskussion auf der New Work Experience im Juni 2022 kam die neue Arbeitnehmergeneration zu Wort. Mit dem Influencer Fabian Grischkat und dem Jungpolitiker und ehemaligen Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, tauschten sich zwei ihrer bekanntesten Vertreter darüber aus, was die junge Generation bewegt, welche Anforderungen junge Menschen an die Arbeitswelt stellen und was die Generation Z am Status quo stört.
Die neue Sensibilität der Generation Z
Laut Grischkat und Schramm treten junge Menschen Unternehmen mit einer neuen Sensibilität in puncto Moral, Gerechtigkeit und Teilhabe entgegen. Widerspricht die Kultur eines Unternehmens ihrem Werte-Set und agieren Arbeitgeber nicht authentisch – man denke hierbei an Greenwashing und Pseudo-Diversitätskampagnen –, ist die Hemmschwelle, den Job zu wechseln, bei der Generation Z deutlich niedriger als bei älteren Generationen. Für Grischkat ist eine Kündigung dann allerdings auch kein Zeichen mangelnder Loyalität. Vielmehr solle man, wenn das derzeitige Arbeitsumfeld so gar nicht zum eigenen Werte-Set passe, lieber früher eine Position wechseln, als jahrelang den falschen Job auszuüben. Auch Schramm sieht Jobwechsel grundsätzlich positiv: „Welches Unternehmen kann noch von Fortschritt reden, wenn es einen Mitarbeiter in Führungsposition hat, der sich in 30 Jahren nicht verändert? Und ist es in einer schnelllebigen Welt nicht auch für Unternehmen vorteilhaft, wenn sich Mitarbeiter weiterentwickeln und ihre Stärken an anderer Stelle ausbilden?“
Abkehr von traditionellen Strukturen
Das Bedürfnis der jüngeren Arbeitnehmer nach Autonomie, persönlicher Weiterentwicklung, Sinn bei der Arbeit und einer ausgewogenen Work-Life-Balance erfordert die Abkehr von traditionellen Strukturen. „Die junge Generation ist wissbegierig und möchte lernen. Sie will sich ausleben und Freiraum haben“, so Fabian Grischkat. Aus seiner Sicht sollten junge Berufstätige mehr Möglichkeiten erhalten, sich eine Auszeit für ihre Weiterentwicklung zu nehmen, ohne ganz auf Bezahlung und finanzielle Sicherheit verzichten zu müssen. „Wir müssen der Generation Z mehr Freiraum geben und enge Strukturen aufbrechen“, sagt auch Dario Schramm. Freiräume seien unverzichtbar, um in einer sich wandelnden, stärker digital geprägten Arbeitswelt junge Menschen mit neuen Fähigkeiten für Unternehmen zu gewinnen.
Das Gefühl von Austauschbarkeit und Unsicherheit hat zugenommen
Wenngleich die Generation Z mehr Wert auf Freiräume fürs Lernen und persönliche Weiterentwicklung legt als darauf, viel Geld zu verdienen, hat sich durch die Corona-Pandemie doch auch das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität wesentlich verstärkt. Grischkat erklärte dazu, dass die Arbeit im Homeoffice bei vielen jungen Menschen ein Gefühl von Austauschbarkeit erzeugt habe. Junge Menschen wollten daher wieder häufiger ins Büro gehen, um sich zu beweisen und ihre Kollegen zu treffen. Denn dass sich Leistung und beruflicher Aufstieg gegenseitig bedingen, sei der jungen Generation durchaus bewusst. Diese Aussage steht im Widerspruch zu einschlägigen Studien – Thorsten Giersch zitierte stellvertretend eine Untersuchung der DAK –, wonach zwei Drittel der Arbeitgeber der Meinung sind, dass es der Generation Z an Motivation, Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit mangele, sie aber unrealistische Berufswünsche äußere und wirklichkeitsferne Anforderungen an Arbeitgeber stelle. Was jungen Arbeitnehmergenerationen dagegen tatsächlich nicht gefalle: dass es Unternehmen oft an Verständnis für sie mangele, dass Vorgesetzte ungern Verantwortung abgäben und dass die Betonung der Work-Life-Balance von ihnen oft mit weniger Leistung gleichgesetzt werde.
Die Generation Z wünscht sich Offenheit und eine aktive Feedback-Kultur
Damit ein erfolgreiches Zusammenspiel zwischen den Generationen gelingen kann, braucht es für Grischkat und Schramm mehr Offenheit und eine aktive Feedback-Kultur. Und Führungskräfte, die auf Augenhöhe mit jungen Menschen kommunizieren und ihnen als eine Art Coach spiegeln, wie sich individuelles Talent stärken lässt. Eine Unternehmenskultur, die auch Fehler zulässt, und eine klare und wertschätzende Kommunikation sind jungen Mitarbeitern dabei ebenso wichtig wie die Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung, von Verantwortungsübernahme bis zu flexibler Karriereplanung. Wenn Schulen junge Menschen dann künftig noch besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorbereiten, sind wichtige Voraussetzungen geschaffen.