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Peter Ippolito: Das Büro als Lern- und Innovationsraum

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Peter Ippolito
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IBA Redaktionsteam IBA Redaktionsteam ·
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Im Rahmen des IBA Forum Themennachmittags „Offene Lernwelten kreieren“ sprach der Architekt Peter Ippolito auf der New Work Experience 2023 über die Bürogestaltung der Zukunft. Wir haben die zentralen Aussagen zusammengefasst.

„An gerade einmal drei, später vier Schreibtischen sitzen Mitarbeiter und tippen in ihre Rechner. Die Mehrzahl der 22 Arbeitsplätze ist unbesetzt. Und das, obwohl rund 220 Beschäftigte dem Frankfurter Regionalbüro des Tech-Konzerns zugeordnet sind.“ Mit diesem Ausschnitt aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Dezember letzten Jahres beginnt Peter Ippolito seine Masterclass „Das Büro als Lern- und Innovationsraum“ in der Soundbar des New Work Harbour. Ein Ort, der die neue Art zu arbeiten in vielen Facetten verkörpert und wie ein Musikzimmer gestaltet ist, das den Freiraum gibt, kreativ zu arbeiten oder sich einfach in die Musik zurückzuziehen.

Der Wandel stellt die Büronutzung auf den Kopf

Durch die Pandemie hat sich die Diskussion um Sharing Rates radikal verändert. „Vor Covid haben wir mit unseren Kunden Sharing-Rates von 0,85 schon als Herausforderung diskutiert. Wenn man das aktuelle Beispiel mal runterrechnet: 22 Arbeitsplätze gebaut für 220 Mitarbeiter ergibt eine Sharing-Rate von 0,1. Wenn aber tatsächlich nur zwei bis drei Leute da sind, entspricht das einer Sharing-Rate von 0,01. Das ist die Realität, auch wenn das sicherlich ein extremes Beispiel ist.* Aber es beschreibt die grundsätzlichen Herausforderungen: Warum bauen wir überhaupt Büros? Was erwarten Nutzer unterschiedlicher Generationen von ihrem Arbeitsplatz? Was erwarten Mitarbeiter von ihrem Arbeitgeber? Und warum kommen Menschen überhaupt ins Büro?“ All das braucht andere Antworten, so Ippolito. Und der Wandel, da ist sich Ippolito sicher, wird immer neue Antworten erfordern.

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„Unsere Idee von Arbeit verändert sich einfach wahnsinnig schnell.“ Peter Ippolito

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Vom Tailoristic Approach zum New Work Approach

Transformation ist derzeit eines der ganz großen Themen. Der technologische Fortschritt hat uns mobil gemacht. Wir müssen nicht mehr zwingend am Arbeitsplatz sitzen, um zu arbeiten. Wir haben viele Optionen. Und auch unsere Gesellschaft und unser Gesellschaftsbild haben sich verändert, und damit auch unsere Idee von Führung. Wenn wir heute über neues Arbeiten sprechen, reden wir darüber, dass sich das Wertesystem verändert. Vom Tailoristic Approach mit Rule Centricity, Command and Control hin zum New Work Approach mit People Centricity, Empower- and Engagement. Klassische Top-down-Ansätze weichen oft horizontaleren, sich selbst organisierenden Systemen. Das hat natürlich Auswirkungen darauf, wie wir arbeiten. Denn wenn wir Büros gestalten und nicht verstehen, was Organisationskultur, Weiterentwicklung, Leadership und Arbeitsmodelle sind, dann ist das nicht sinnvoll. Es geht nicht darum, ein paar schicke Möbel aufzustellen und zu sagen, ich bin New Work. Es geht vielmehr darum, dass sich Unternehmen ihrer Identität und Werte bewusst werden und diese im physischen Raum mit der nötigen Flexibilität abbilden, die der kontinuierliche Wandel erfordert.

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Identität ist immer etwas Flexibles. Es ist das Übereinanderlegen von Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Und genauso ist es im Wertesystem eines Unternehmens. Das heißt, die Schwierigkeit, die wir heute haben, dass der physische Raum natürlich langsamer ist als die Veränderung, die um uns herum passiert, kann ich nur mit einem starken Fokus auf die Kultur beantworten. Weil Transformation ohne Kultur immer erfolglos sein wird. Das heißt, Unternehmen, die grundsätzlich nicht wissen, wer sie sind, werden daran scheitern.“ Peter Ippolito

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Sieben Thesen für die Gestaltung neuer Arbeitswelten

Das Büro der Zukunft muss Antworten auf Nutzerbedürfnisse geben. Nutzer wollen sich zugehörig und wertgeschätzt fühlen, sich Räume aneignen und ein Angebot von Möglichkeiten vorfinden, das ihnen die richtige Umgebung zur jeweiligen Tätigkeit bietet. Mit den folgenden sieben Thesen und Bildern aus aktuellen Projekten machte Ippolito in Hamburg deutlich, wie Arbeitswelten künftig gestaltet werden können.

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From Facility to Identity

Das Büro wird zum Ort der Kultur und der Sinnhaftigkeit dessen, warum Mitarbeiter in einem Unternehmen tätig sind. Das muss in der gesamten User Journey eines Mitarbeiters im Raum erlebbar sein. Raumdesign entsteht durch die Identifikation und physische Übersetzung vorhandener Wertesysteme, Strukturen und Verhaltensmodelle.

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From Desk to Collaboration

In Zeiten, in denen das Smartphone das eigentliche Büro ist und wir an vielen Orten arbeiten können, folgt die Nutzung nicht mehr dem Gebäude, das Gebäude folgt vielmehr der Arbeit. Das heißt, das Büro bietet Nutzern eine Möglichkeitslandschaft, es lädt dazu ein, miteinander zu arbeiten und unterschiedliche Formate auszuprobieren.

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From Place to Work to Place of Belonging

Raum als ein Stück Heimat begreifen und so gestalten, dass sich die Mitarbeiter als Teil eines sozialen Kontextes und dem Unternehmen zugehörig fühlen können. Ippolito spricht bei dieser Art der Aneignung vom Zwiebelmodell: „Ich gehöre zu diesem Unternehmen, in dieses Gebäude, in dieses Stockwerk, in diese Abteilung, in dieses Team – und das ist mein Arbeitsplatz.“

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From Alpha to Beta

In einer Zeit des permanenten Wandels braucht es die räumliche Balance zwischen Identität und Veränderbarkeit. Arbeitswelten gestalten heißt, das Ungeplante zu ermöglichen, also die Begegnung dazwischen: Räume wie Kantine, Café und Restaurant werden wichtiger. Ebenso veränderbare Räume, Möbel und Ausstattungen mit niederschwelliger Flexibilität.

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From Centralized to Decentralized

Räume schaffen, in denen die Grenzen zwischen Residential, Hospitality und Arbeit fallen. Fließende Übergänge und Orte mit hohem Aneignungspotenzial kreieren, die Nutzer gern aufsuchen, weil sie hier interessante Menschen treffen. Raumsituationen abbilden und Formate bereitstellen, in denen man arbeiten, Gemeinschaft erleben, diskutieren und sich zurückziehen kann.

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From Activity-based Design to Health-based Design

Wellbeing und Gesunderhaltung in die Raumgestaltung integrieren. Mit entsprechenden Farbcodes, Materialien und biophilen Designelementen arbeiten. Fokus auf das Detail. Die Identität eines Unternehmens konsistent im Raum erlebbar machen.

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From Linear Space Machines to Inspiring Workspace Landscapes

Räume der Inspiration schaffen, in denen Mitarbeiter kreativ werden können und den notwendigen Freiraum für ihre Arbeit haben. Planung eines kommunikativen Herzens, zum Beispiel in Form eines Salons, sowie Design einer anregenden Arbeitsumgebung, die die Arbeitsabsichten optimal unterstützt.

* Laut aktuellem Statista Trend-Report sind 12,3 Prozent der Arbeitsplätze aufgrund von Remote Work derzeit unbesetzt.

Der Architekt Peter Ippolito ist Geschäftsführer der Ippolito Fleitz Group, die zu den führenden Designstudios in Deutschland gehört und sich besonders im Bereich der Innenarchitektur international einen Namen gemacht hat. Schwerpunkt hier sind Arbeitswelten; zu den Kunden gehören DAX-Konzerne wie Beiersdorf, Continental oder IBM, bekannte Marken (Hassia/Bionade, Ritter Sport), Kreativagenturen wie Roman Klis, Unternehmensberatungen wie die Boston Consulting Group oder Sport-Clubs wie RB Leipzig. Mehr Informationen unter www.ifgroup.org.

Den Mitschnitt des Vortrags finden Sie in unserer Mediathek.

Titelbild: IBA (aufgenommen am 14. Juni 2023 in der Soundbar des New Work Harbour)

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