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Wie kann Raumgestaltung zu (mehr) Empowerment beitragen?

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Vitra: Dancing Wall im PWC Experience Center
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Jasmin Najiyya Jasmin Najiyya ·
6 Minuten

Der Begriff „Empowerment“ begegnet uns in letzter Zeit auch im Kontext der Arbeitswelt immer häufiger. Doch was genau ist damit gemeint und was bedeutet das ganz konkret für die Gestaltung von Büros?

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Empowerment bezeichnet sowohl den Prozess der Selbstermächtigung als auch den Weg, Menschen dabei zu unterstützen, individuelle Gestaltungsspielräume und Ressourcen besser wahrzunehmen und zu nutzen. In Unternehmen ist Empowerment häufig eine Führungsaufgabe. Durch flache Hierarchien, Teilhabe an Entscheidungen, Eröffnung von Gestaltungsspielräumen, eine anerkennende Teamkultur, Übertragung von Verantwortung, mehr Selbstbestimmung und ständiges Lernen wird versucht, eine subjektive Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten zu erreichen, die eine optimale Nutzung der vorhandenen Potenziale und Fähigkeiten ermöglicht. Empowerment setzt eine Vertrauenskultur in der Organisation und moderne Führungsansätze voraus. Und auch Räume, die es Nutzern ermöglichen, ihre Aufgaben mit einem hohen Maß an Autonomie und Selbstbestimmung zu erfüllen.

Gehen wir der Sache anhand konkreter Praxisbeispiele auf den Grund und lassen wir verschiedene Experten des IBA Forum zum Thema Empowerment im Büro zu Wort kommen.

Empowerment durch Raumgestaltung

Wie Empowerment durch Raumgestaltung funktioniert, erläuterte der Architekt Peter Ippolito in seiner Masterclass „Das Büro als Lern- und Innovationsraum“ auf der diesjährigen New Work Experience. Das Büro der Zukunft beschreibt er als Ort, der Menschen den Freiraum gibt, kreativ zu sein, sich zurückzuziehen oder zusammenzuarbeiten. Es gibt Antworten auf die Bedürfnisse der Nutzer und bildet die Unternehmensidentität und ‑werte flexibel im physischen Raum ab. In mehreren Thesen beschreibt Ippolito, wie User Journeys im Raum erlebbar werden, das Büro zur Möglichkeitslandschaft für unterschiedliche Arbeitsformate und der Raum zu einem Ort wird, dem man sich zugehörig fühlt. Um individuelle Arbeitsabsichten optimal zu unterstützen, müssen Arbeitsorte inspirieren und sich den individuellen Bedürfnissen ihrer Nutzer situativ anpassen.

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Peter Ippolito Masterclass „Das Büro als Lern- und Innovationsraum“

Best Practice: Selbstbestimmtes Arbeiten dank moderner Bürokonzepte

Der Tag beginnt an dem im Voraus über die App gebuchten Arbeitsplatz. Am Vormittag findet im Kreativraum ein Workshop statt. Zum Mittagessen treffen sich die Kollegen in der Kantine, die regionale Küche und eine angenehme Umgebung zum Relaxen und Austauschen bietet. Nachmittags folgen Videokonferenzen, eine Design-Thinking-Session und ein Projektreview im Teamraum, der mit flexiblen Möbeln, Whiteboards und bunten Sesseln ausgestattet ist. Dazwischen E‑Mails bearbeiten und noch ein paar Worte mit Kollegen am Kaffeeautomaten in der Lounge wechseln. So ähnlich könnte ein Arbeitstag in der neuen CONET-Zentrale in Bonn aussehen. Ein aktuelles Beispiel für New-Work-Konzepte, bei dem Mensch, Team, Unternehmenskultur, Architektur und Digitalisierung zusammenspielen. Die Räume bieten nicht nur einen tollen Blick über die Stadt und ins Grüne, das Büro mit modernem Open-Space-Konzept bietet seinen Mitarbeitern vor allem Flexibilität, moderne Infrastruktur und Arbeitsplatzkonzepte, die selbstbestimmtes Arbeiten leicht machen. Der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen an sein Arbeitsumfeld und die Erfüllung seiner Aufgaben steht klar im Mittelpunkt. Die Komponenten: modern ausgestattete Arbeitsplätze mit ausreichend Flächen für Kreativität und Zusammenarbeit, aber auch immer wieder Rückzugsorte, alle ausgestattet mit top Akustik und smarter Technik.

Flexible Konzepte für neue Lernräume

Für den Corporate-Learning-Experten Dr. Felix Dibelka steht fest, dass sich Unternehmen stärker mit der Gestaltung moderner Lernräume auseinandersetzen müssen. Das Büro als physischer Lernort, an dem sich Mitarbeiter selbstständig und selbstbestimmt die notwendigen Kompetenzen aneignen können, erfordert offene Strukturen und flexible (Raum-)Lösungen. New Work kommt nicht ohne lebenslanges Lernen aus. Neue Arbeitsstrukturen setzen stetig neue Themen auf die Agenda, die neben digitaler Kompetenz vor allem auch soziale Kompetenz erfordern. Auch wenn Wissen künftig durch digitale Tools viel näher an den Menschen rückt, bleiben physische Arbeitsorte für Diskurs, Austausch und Innovation wichtig.

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Büros als Orte der Begegnung und des Lernens

Als echter Begegnungsort, der New Learning genauso wie New Work ermöglicht, wird das Büro als Attraktivitätsfaktor für Unternehmen immer wichtiger werden. Für Philipp Müller, Geschäftsführer der VS Vereinigte Spezialmöbelfabriken, geht es dabei vor allem darum, eine Umgebung zu schaffen, die den Bedürfnissen der Menschen in all ihrer Vielfalt gerecht wird und sie auch beim lebenslangen Lernen unterstützt. Auch er empfiehlt daher nutzerzentrierte Bürodesigns mit Räumen und Möbeln für unterschiedliche Arbeitsabsichten: für den informellen Austausch, für konzentrierte Fokusarbeit, aber auch für Projekt‑, Kreativ- und Teamarbeit. Die Ausstattung sollte wertig sein und die notwendige Technik enthalten. Dabei müssen Design und Ästhetik bewusst eingesetzt werden, denn Raum wirkt, und zwar immer. Damit Menschen sich entfalten können, müssen sie sich jedoch willkommen, wertgeschätzt und in ihren Bedürfnissen verstanden fühlen. Mit einer guten Raumgestaltung kann das gelingen.

Hybrides Arbeiten geht mit einem hohen Grad an Selbstorganisation einher und erfordert ein hohes Maß an Empowerment. Es ist davon auszugehen, dass Büros, wenn sie richtig gestaltet sind, Menschen das Umfeld bieten können, das sie für die selbstbestimmte Bewältigung ihrer Aufgaben benötigen. Neben konzentrierter Arbeit sind dies in Zeiten von New und Hybrid Work immer öfter auch Kreativitäts‑, Lern- und Teamprozesse. Mehr Informationen und konkrete Umsetzungsvorschläge finden Sie in den Showrooms unserer IBA Forum Mitglieder.

Empowernde Raumgestaltung

Inspirierende Arbeitsorte Lösungen, die Nutzern einen hohen Graf an Autonomie und Selbstbestimmung bieten, finden Sie in den IBA Forum Showrooms, beispielsweise bei VS.
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5 Tipps, wie Empowerment durch Raumgestaltung funktionieren kann

  • Partizipation der Mitarbeiter bei der Raumgestaltung: Ko-kreative Gestaltungsprozesse können zu einer stärkeren Verbundenheit mit dem Raum beitragen und ein größeres Gefühl von Eigenverantwortung und Selbstbestimmung initiieren.
  • Balance zwischen Kommunikation und Rückzug: Neben Räumen, die die Interaktion und den Austausch zwischen den Menschen fördern, braucht es ausreichend Ruhezonen, in die sich Menschen zurückziehen und nachdenken können.
  • Flexibilität und Anpassbarkeit: Räume so gestalten, dass sie sich leicht an unterschiedliche Bedürfnisse anpassen lassen. Das bedeutet, dass sich Möbel leicht umstellen lassen und Räume für verschiedene Zwecke genutzt werden können.
  • Einrichtung moderner Lernräume: Bereitstellung technisch gut ausgestatteter Räume, die selbstbestimmtes Lernen ermöglichen und von den Beschäftigten kontextbezogen genutzt werden können.
  • Wohlbefinden und Inspiration: Durchdachte Licht- und Akustikkonzepte, Freiräume zum Denken und inspirierende Gestaltungselemente wie Farben, Kunst und Natur inspirieren und fördern die Kreativität.

Leseempfehlungen zum Weiterdenken:

  • New Work. Gute Arbeit gestalten: Psychologisches Empowerment von Mitarbeitern (Haufe Fachbuch von Carsten C. Schermuly). Zum Buch.
  • Chefsache Empowerment: Wie es einem Unternehmer gelingt, dass seine Mitarbeiter Verantwortung übernehmen und über sich hinauswachsen (Autor Torsten Osthus). Zum Buch.
  • New Work. Auf dem Weg zur neuen Arbeitswelt: Management-Impulse, Praxisbeispiele, Studien (Autoren: Benedikt Hackl, Marc Wagner, Lars Attmer, Dominik Baumann, Bernhard Zünkeler). Zum Buch.
     

Titelbild: Vitra