In den letzten Monaten ist es für jeden deutlich geworden. Das Büro muss sich in einen Kommunikations- und Lernort verwandeln. Aber was geschieht mit den Arbeitsplätzen für konzentriertes Arbeiten. Auch sie muss es weiterhin geben. Werden sie dann wieder aussehen wie vor der Pandemie? Einige der in den vergangenen Jahren getroffenen Maßnahmen sollten in die neue Normalität überführt werden.
Was lohnt sich? Was kann weg?
Ende April 2020 hat der Industrieverband Büro und Arbeitswelt (IBA) eine vielbeachtete Pressemitteilung veröffentlicht. Diese gab Tipps für den Infektionsschutz in den Büros. Denn schließlich konnten und wollten nicht alle Beschäftigten dauerhaft ins Homeoffice umziehen. Die Empfehlungen bezogen sich auf Abstände, Schirmung und Hygiene. Fast alles davon macht auch weiterhin Sinn, wenn auch teils aus anderen Gründen.
Abstand halten
Auch im Büro galt es, auf Abstand zu achten. Wer sich bei der Einrichtung seiner Räume auf Schreibtische mit den Standardmaßen von 160 x 80 cm oder mehr gesetzt hatte, hatte dafür eine gute Ausgangsbasis. Trotzdem mussten in den meisten Büros Arbeitsplätze gesperrt werden, weil die Räume trotz Einhaltung der einschlägigen Richtlinien zu dicht besiedelt waren.
Die getroffenen Maßnahmen waren wirksam und das nicht nur in Bezug auf den Infektionsschutz. Wer während der ersten Pandemiephasen ins Büro kam, erlebte dieses als Ort der Ruhe. Weniger Personen im Büro und mehr Abstand erleichtern konzentriertes Arbeiten.
Und es gab noch einen weiteren Vorteil, der sich leicht anhand des Intimitäts-/Gleichgewichtsmodells von Argyle & Dean erklären lässt. Danach fordert das Sicherheitsbedürfnis der Menschen, dass andere Personen Abstand halten. Je vertrauter diese Personen sind, desto weniger Distanz ist nötig. Trotz individueller Unterschiede gibt es hier große Ähnlichkeiten, weshalb Argyle & Dean entsprechende Zonen definieren konnten. Die „Persönliche Zone“ ist Menschen vorbehalten, die man gut kennt, z. B. für Freunde und Verwandte. Für Kollegen und Vorgesetzte ist die „Soziale Zone“ mit einem Abstand von 1,5 m bis 4 m vorgesehen. Dauerhafte Unterschreitungen dieser Distanz werden als unangenehm empfunden. Größerer Abstand führt zu sozialer Distanz.
Was nehmen wir aus der Corona-Zeit mit? Wo immer möglich, bitte weiter auf Abstand achten – für den Infektionsschutz, für weniger Lärm und mehr Wohlbefinden.
Abschirmungen integrieren
Wo Abstände nicht eingehalten werden konnten und als zusätzliche Maßnahmen, lautete die Empfehlung zum Corona-Schutz, Trennelemente anzubringen und vorhandene Elemente ggf. zu erhöhen. Bei gegenüberliegenden Sitz-/Steharbeitstischen, sollten die Abschirmungen den Arbeitsflächen beider Tische befestigt werden, damit die Nutzer auch weiterhin zwischen Arbeiten im Sitzen und Stehen wechseln konnten. Zumindest bei in Reihe stehenden Tischen sollten auch seitliche Abschirmungen angebracht werden. Damit der Sichtkontakt nicht völlig verloren geht, empfahl der IBA, im oberen Bereich auf (teil-)transparente Lösungen zu setzen.
Und jetzt? Bauen Sie die zusätzlichen Elemente nicht einfach wieder ab. Prüfen Sie, wo diese zur Schallschirmung beitragen können und wo sie gute Dienste in Sachen Privatheit leisten. Ersetzen Sie dann die möglicherweise noch vorhandenen Provisorien durch dauerhafte Lösungen in attraktivem Design.
Wenn für eine gute Schallschirmung gesorgt ist, ist der klassische Schreibtischarbeitsplatz im Büro ein idealer Ort für konzentrierte Einzelarbeit, der einige Vorteile gegenüber dem Homeoffice haben kann. Beispielsweise weil man sich bei Bedarf schnell und unkompliziert mit anderen Anwesenden austauschen kann – idealerweise nicht direkt am Arbeitsplatz, sondern in einem dafür vorgesehenen Kommunikationsbereich – und weil es oft motivierender ist, von weiteren arbeitenden Menschen umgeben zu sein, als alleine zu Hause zu sitzen. Das gilt aber eben nur, wenn man an seinem Schreibtisch tatsächlich in Ruhe arbeiten kann und die Umgebung so gestaltet ist, dass man sich auch wirklich wohlfühlt.
Verkehrswege
Man sieht sie noch an Bahnhöfen und anderen öffentlichen Bereichen, die Markierungen für die Laufrichtungen. Im April 2020 empfahl der IBA entsprechende Kennzeichnungen auch an einigen Stellen im Büro anzubringen. Das ist hoffentlich nicht mehr notwendig.
Was bleibt? Eine ausreichende Breite der Verkehrs‑, Zugangs- und Fluchtwege ist ein dauerhaft wichtiger Faktor. Vorgaben dafür definieren die Technischen Regeln zur Arbeitsstättenverordnung ASR A1.8 und ASR A2.3 sowie für den Barrierefreien Zugang die ASR V3.a. Alle drei ASR wurden in diesem Jahr überarbeitet wobei die Vorgaben teils erhöht wurden. Die neuen Anforderungen gelten für Neuplanungen und wesentliche Veränderungen, sind aber auch für alle Bestandseinrichtungen ein guter Anhaltspunkt. Einen Überblick finden Sie auf den Knowledge-Seiten des IBA Forum.
Hygienemaßnahmen
Dass zur Eindämmung der Übertragungswege im Büro Arbeitsflächen, Türklinken und Griffe von gemeinsam genutzten Schränken regelmäßig gereinigt werden mussten lag auf der Hand. Ein besonderer Hinweis waren dem IBA die Tastaturen und Mäuse an Desksharing-Arbeitsplätzen wert. Hier lautete die Empfehlung, jedem Mitarbeiter eigene Eingabemittel zur Verfügung zu stellen.
Auch künftig eine Selbstverständlichkeit! Die entsprechenden Flächen und Gegenstände in die regelmäßigen Reinigungspläne einzubeziehen, sollte weiterhin eine Selbstverständlichkeit sein. Das hilft auch gegen Grippe- und Erkältungsviren. Dabei ist es wichtig, auf die Eignung der Reinigungsmittel zu achten. Nicht jede Oberfläche verträgt scharfe Reinigungsmittel. Um die persönlich zugewiesene Tastatur und Maus nach der Nutzung zu verstauen, gibt es inzwischen ein breites Angebot an Lockerschränken oder anderen geeigneten Stauräumen.
Mein persönliches Fazit: Wenn wir jetzt nicht gleich alles über Bord werfen, was wir in den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie ganz selbstverständlich gemacht haben, werden Beschäftigte und Unternehmen davon profitieren.