Wenn der Funke überspringt gibt es nicht immer Grund zur Freude. Denn die Ausbreitung eines Brandes in viel genutzten Gebäuden macht es Rettungskräften schwer zu evakuieren und das Feuer rechtzeitig einzudämmen.
Überall, wo viel Publikumsverkehr herrscht, ist die Reduktion von Gefahrenquellen und damit die Prävention das beste Mittel, um einem Brand vorzubeugen. Deshalb sollte sowohl bei der Auswahl der Baustoffe, bei der Architektur als auch bei der Innenausstattung streng auf die Vorschriften geachtet und diese idealerweise sogar noch übertroffen werden.
Mythos Brandschutznorm B1 bei Möbeln
Wichtig ist es, keine Produkte mit einer Brandklassenzertifizierung B1 zu wählen. Denn B1-Prüfungen sind aufgrund der Prüfmethode für Möbel nicht anwendbar. So kann es im Brandfall trotz gutem B1-Ergebnis der einzelnen Bestandteile zu verheerenden Wechselwirkungen zwischen diesen Bestandteilen kommen. Für Polsterverbünde gibt es deshalb eine eigene DIN Norm, die in drei Klassen, nämlich P‑a , P‑b und P‑c unterteilt wird, wobei P‑a die am wenigsten brennbaren Polsterverbunde bezeichnet.
Aktuelle Testverfahren für Polsterverbünde in Deutschland und der EU
Um das Brandrisiko einzudämmen, werden Polstermöbel in Deutschland in drei verschiedenen Verfahren auf ihr Brandverhalten hin getestet. Zum Einsatz kommen der Zigarettentest, der Streichholztest sowie der Papierkissentest. In allen drei Verfahren erfolgt eine kontrollierte Belastung des Stoffes durch eine Feuerquelle. Abhängig von der Reaktion der Materialien wird der Polsterverbund klassifiziert.
Der Zigarettentest
EN 1021 Teil 1 als Prüfnorm
DIN 66084 P‑c als Klassifizierungsnorm
Das Testverfahren: Auf die Sitzfläche des Versuchsmöbels oder eines ebenso aufgebauten Modellsitzes wird eine brennende Zigarette gelegt. Wenn der Polsterverbund innerhalb von 60 Minuten weder entzündet wird noch fortwährend schwelt, ist der Zigarettentest nach DIN EN 1021–1 bestanden. Der Polsterverbund erhält in dieser festgelegten Zusammenstellung die Klassifizierung P‑c.
Der Streichholz- / Gasflammentest
EN 1021 Teil 2 als Prüfnorm
DIN 66084 P‑b als Klassifizierungsnorm.
Das Testverfahren: An die Sitzfläche des Versuchsmöbels oder eines ebenso aufgebauten Modellsitzes wird für 15 Sekunden eine 35 mm große Gasflamme gehalten. Sie simuliert die offene Flamme des Streichholzes. Erst wenn der brennende Polsterverbund spätestens 2 Minuten nach Ende der Beflammung selbst erlischt und das Schwelen die Ränder des Polsters nicht erreicht, ist der Test bestanden. Der Verbund erhält die Klassifizierung P‑b.
Der Papierkissentest
DIN 54341 als Prüfnorm
DIN 66084 P‑a als Klassifizierungsnorm.
Das Testverfahren: Auf die Sitzfläche des Versuchsmöbels oder eines ebenso aufgebauten Modellsitzes wird ein genormtes 100 g schweres Papierkissen gelegt. Dieses ist mit zerknülltem Spezialpapier gefüllt und wird entzündet. Wenn die Flamme die Höhe der Rückenlehne um nicht mehr als 45 cm übersteigt, die Armlehnen nicht erreicht werden und der Polsterverbund nach spätestens 15 Minuten selbst verlischt, ist der Test bestanden. Der Polsterverbund erhält die Klassifizierung P‑a.
Besonderheit von gepolsterten Brandschutzmöbeln
Loungemöbel, Konferenz- und Besucherstühle und auch Barhocker mit einer P‑a-Klassifizierung, besitzen meist einen speziellen Aufbau. So wird beispielsweise ein flammhemmendes Vlies oder ein besonderer Fireblocker zwischen dem Bezug und den Polsterstoffen und –schäumen eingezogen. Dieses besondere Gewebe verhindert, dass die Flammen vom Bezug auf die unteren Schichten überspringen oder verlängert die Dauer bis zur Entzündung anderer Bestandteile. Kostbare Minuten, in denen das Feuer gelöscht und Menschen evakuiert werden können. Schwerentflammbare oder sogar selbstverlöschende Möbel können deshalb einen Entstehungsbrand am Möbel, zum Beispiel durch Zigaretten oder umgefallene Kerzen, verhindern.
Sie wissen nun, worauf Sie bei der Auswahl von Polstermöbeln achten müssen. Brandschutz-zertifizierten Lounge- und Sitzmöbel sind je nach Anforderung an den Brandschutz erhältlich. Dabei müssen Sie weder auf Komfort noch Funktion verzichten.