Bereits relativ niedrige Lärmpegel begünstigen Stress und beeinträchtigen die Leistungskapazität, fanden amerikanische Psychologen an der Cornell University in Ithaca heraus. Gary Evans, Professor für Umweltpsychologie, kam bei seinen Studien zu dem Ergebnis, dass Beschäftigte in lauten Büros um 40 % seltener versuchten, technische oder fachliche Probleme zu lösen. Sie nehmen im Vergleich zu Personen in ruhigeren Räumen auch nur halb so viele ergonomische Justierungen an ihrem Mobiliar bzw. ihrem Computer vor.
Umfang und Ursachen des Problems
In einer Leserbefragung des Blogs für moderne Büroarbeit, OFFICE ROXX, erbrachte 2024 folgendes Ergebnis: Mehr als jeder Dritte (38 %) fühlt sich bei der Büroarbeit durch Lärm stark gestört. 47 % fühlten sich mäßig gestört und nur 15 % gaben an, dass Lärm im Büro für sie kein Thema ist. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Anteil derjenigen, die sich stark gestört fühlen gestiegen. 2023 lag er noch bei 32 % und 2021 bei 31 %.
Häufigste Ursachen für Störungen durch Lärm sind Gespräche von Kollegen und Telefonklingeln. Das Problem: Beide Lärmarten sind impuls- und informationshaltig. Eine Chance, darüber hinwegzuhören gibt es nicht. Das menschliche Ohr ist immer auf Empfang. Deshalb braucht es raumakustische Maßnahmen, mit denen Lärm wirkungsvoll reduziert werden kann. Moderne Technik im Bereich der Telefonie und bei Videokonferenzen sowie eine gute Flächenplanung sind weitere Ansatzpunkte, um Stress zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten.
Maßnahmen



Raumakustische Maßnahmen
Meist führt eine Mischung aus schallabsorbierenden und schallschirmenden Maßnahmen zum Ziel. Schallabsorption reduziert den Lärm, Schallschirmung unterbricht dessen direkte Übertragung – zumindest teilweise.
Aufgrund ihrer großen Flächen bieten sich die Decke (Akustikdecke, Baffeln) und Wände (Wandpaneele, akustisch wirksame Bilder) für schallabsorbierende Maßnahmen an. Vor große Glasflächen können transparente Akustikfolien montiert werden. In den höheren Frequenzbereichen des Schalls haben auch Teppichböden eine gute Wirkung. Eine gute schallabsorbierende Wirkung haben auch viele Möbel.
Zur Schallschirmung können Schränke, Raumgliederungswände / Stellwände oder Tischaufsätze verwendet werden. Diese sind besonders wirkungsvoll, wenn sie mit absorbierenden Oberflächen ausgestattet sind und möglichst nah an der Schallquelle – z. B. einem Arbeitsplatz, an dem viel telefoniert wird, oder einer Besprechungsinsel – stehen.
Unser Video demonstriert, wie sich die einzelnen Maßnahmen auswirken:
Weitere Informationen finden Sie unter Raumakustik oder in der IBA-Fachschrift Nr. 8 Raumakustik.
FLÄCHENPLANUNG
Die raumakustische Optimierung beginnt mit der Flächenplanung. Im Zuge einer Aufgaben- und Kommunikationsanalyse wird zunächst geklärt, welche Personen räumlich abgegrenzte Arbeitsplätze benötigen. Gründe dafür können Tätigkeiten sein, die viel Konzentration oder ein hohes Maß an Vertraulichkeit erfordern. Auch rechtliche Gründe, z. B. im Falle von Betriebsratsbüros, können einen separaten Arbeitsraum erfordern.
Für alle anderen Beschäftigten sollten idealerweise
- die Arbeitsplätze so angeordnet werden, dass Personen, die viel miteinander kommunizieren, möglichst nah beieinandersitzen;
- Besprechungs- und Kommunikationszonen möglichst abseits der Arbeitsplätze platziert werden;
- Arbeitsplatzgruppen und Besprechungszonen gut abgeschirmt werden;
- die Arbeitsplätze nicht zu nah beieinanderstehen.
KOMMUNIKATIONSTECHNIK
Störungen durch Telefonate können durch den Einsatz von Technik verringert werden. Durch die Nutzung von Headsets ist es möglich, auch bei geringerer Sprechlautstärke verständlich zu kommunizieren. Eine Alternative zu Telefonklingeln sind optische Signale.
Längere Videocalls sollten in jedem Fall in separate Räume verlegt werden.
Informationen zur Wirkung von Lärm finden Sie in der IBA-Fachschrift Nr. 11 Schall- und Lärmwirkung.